Förderverein Heimatpflege und traditionelles Brauchtum Rüthen e.V.
Stadtfest 2000

Stadtfest 2000

Stadtfest 2000

25. – 27. August 2000

Als am 4. Juni 1997 erstmals alle Vereinsvorstände unseres Stadtgebietes zusammengerufen wurden, um aus Anlaß des Stadtjubiläums ein Fest vorzubereiten, konnte niemand ahnen, dass die damals gegebenen Anregungen eine so breite Resonanz in der gesamten Bevölkerung finden würde.

Lassen wir uns dieses Fest noch einmal vor Augen führen und uns innerlich an dem erfreuen, was da geboten wurde. Voller Zufriedenheit möchte der Förderverein Heimatpflege und traditionelles Brauchtum Rüthen e.V. der gesamten Rüthener Bevölkerung und den Bewohnern der Ortsteile ein dickes Lob aussprechen.

Mit großer Sorgfalt hatten die Handwerker Möglichkeiten erarbeitet um die Entwicklung ihrer traditionsreichen Gewerbe darzustellen. Etwas ganz besonderes ist wohl unser Maibaum, der in mitten unseres Stadtkerns für die Bevölkerung eine neue Begegnungsstätte geschaffen hat.

Es gab keinen Verein und keine Gruppierung, die sich nicht in irgendeiner Form beteiligt hat. Unsere Schulen haben bei Projekttagen Beiträge erarbeitet, die das Stadtfest bereichert haben.

Die Partnerstädte Egeln (Sachsenanhalt) und Dereham (England) haben sich ebenfalls in das Geschehen, mit für sie charakteristischen Beiträgen, eingebracht.

Erfreulich ist auch, dass im Hexenturm ein kleines Museum eingerichtet wurde, ein mittelalterlicher Schubstuhl nach Originalunterlagen rekonstruiert werden konnte sowie der Garten des früheren Kapuzienerklosters nach der Umgestaltung wieder an seine ursprüngliche Funktion erinnert. All diese Einrichtungen haben sich bei der derzeitigen Stadtführung zu einem „Mussbesuch“ entwickelt.

Höhepunkte im Jubiläumsjahr waren sicherlich auch die kulturellen Beiträge, Konzerte und Theateraufführungen.

Ansprechen möchten wir die vielen Geschenke von der Bevölkerung an die Bevölkerung dieser Stadt, die durch ihre bleibenden Werte dem Stadtfest und der Stadt selbst einen großen Dienst erwiesen haben (Münzprägung / Rüthener Eselei / Holzskulptur im kl.-Garten / Neugestaltung Biberbrunnen / Pflanzung eines Tulpenbaums).

Ein wohl einmaliger Beitrag zum Stadtjubiläum war sicherlich das feierliche Gelöbnis der Bundeswehr in unserer Stadt.

Dies alles sind Zeugen und Erinnerungen an das Stadtfest. Wir wollen uns zur Aufgabe machen, dieses Kulturgut zu pflegen und weiter zu fördern. Das Größte und Beste des gesamten Stadtjubiläums und Festes aber war das „Wir-Gefühl“, das Miteinander und der Zusammenhalt der Bevölkerung, sowohl aus der Kernstadt als auch den Ortsteilen. Es lohnt sich etwas anzupacken. Wir freuen uns noch heute der Erinnerung dieses grossartigen Erlebnisses.

Rolandus von Ruodino

Der Anlass

Marktplatz um 18..
Marktplatz im 19. Jahrhundert

Die Bewidmung Rüthen mit städtischem Recht erfolgte am 29. September 1200 durch den Kölner Erzbischof Adolf I. von Altena.
Dieses Jubiläum nahm der Förderverein in Zusammenarbeit mit der Rüthener Bevölkerung zum Anlass, ein Fest vorzubereiten, welches die Geschichte Rüthens wiederspiegeln sollte. Nach dreijähriger Vorarbeit war es endlich so weit. Alle warteten auf den 25. August und den Startschuß. Im Drehbuch stand es schwarz auf weiß.

Freitag, der 25. August 2000

Das Hachtor
Das Hachtor

Strahlender Sonnenschein ließ die festlich geschmückte Stadt noch festlicher erscheinen. Alles war bestens vorbereitet. Die Werbetrommel, unter anderem unser Maskottchen der kleine Rüthener Plüsch-Esel, hatte gefruchtet. „Der Förderverein Heimatpflege und traditionelles Brauchtum Rüthen e. V.“ hat mich zum Maskottchen der Feierlichkeiten zur 800 Jahrfeier der Stadt Rüthen im Jahr 2000 ernannt. Die Kinder der Rüthener Grundschulen und Kindergärten waren beauftragt, für mich einen Namen zu finden.

Rolandus von Ruodino

mit Halstuch und Werbeträger
mit Halstuch und Werbeträger

Aus über 250 Vorschlägen wurde ich auf den wohlklingenden Namen „ROLANDUS von RUODINO“ getauft.

Ruodino ist wohl der älteste Name für Rüthen und bedeutet soviel wie Rodung.

Rolandus von Langenstrut wurde erstmals im Jahr 1282 als Bürgermeister der Stadt erwähnt.
Und somit bin ich in der heutigen Umgangssprache der „Roland von Rüthen“

Des Esels Werbespruch lautet:

Mein Halstuch ein Kalender ist
und im Jahr 2000 es nicht vergißt,
was man gegründet, nach römischer Manier,
denn MCC steht für 1200 hier.

Gefeiert wird dann ganz bewußt
vom 25. bis 27. August.

Die Jubilarin freut sich dann,
weil sie auf 800 Jahre zurückblicken kann.

Esels Werbespruch

Sturmangriff auf Rüthen

Die Belagerung

Menschenmassen bewegten sich aus allen Richtungen kommend dem Festplatz „Soestweg / Stadtmauer“ zu. Dem Festausschuß und allen Beteiligten die die Eröffnungs- feier vorbereitet hatten verschlug es die Sprache beim Er-blicken der unerwartet vielen Gäste, die dieses Spektakel miterleben wollten.

Ein Blick über die Mauer

Im Tal  hatten kriegerische Horden schon am Vortag und während der Nacht eine Belagerungsfestung bezogen und drohten die Stadt zu erstürmen.

Der Hexenprozess

Beim Betrachten des Hexenturms und der dort geschaffenen Kulisse wurde man in das 16. Jahrhundert zurück versetzt und man konnte ahnen, was dort für ein schauriger Prozess aufgeführt werden sollte. Ca. 5000 Gäste erwarteten nun das Start-zeichen, welches den Dingen ihren Lauf geben sollte. Spannung und Erwartung pur. Die Schläge der Turmuhr hatten gerade die 17. Stunde des Tages angegeben, da läuteten von beiden Kirchtürmen die Festtagsglocken dem Herrn zum Dank und eröffneten damit das Stadtfest.

Die Geschichte der Grete Adrian nach einer wahren Begebenheit im Jahre 1655. Gespielt und gekonnt in Szene gesetzt von den Mitgliedern der Karnevalsgesellschaft Rüthen. Mit dieser Inszenierung wurde auf die Willkür der Hexenverfolgung hingewiesen, die allein in Rüthen 165 Männern und Frauen das Leben kosteten.

Sturmangriff auf Rüthen

Kennt man die Stadt und deren Geschichte, so könnte man sagen, ja so oder so ähnlich könnte es gewesen sein, damals als…. Die Belagerung war den Stadtwächtern nicht entgangen. So wurde durch das Leuten der Kirchenglocken gleichzeitig die Bürgerwehr gerufen.

Filmreif in Szene gesetzt von den Jungschützen als Belagerer, den Bürgerschützen und der Kameradschaft ehemaliger Soldaten als Verteidiger, unterstützt von den Böllerschützen, Jagdhornbläser und Trommler Corps. Ein Schauspiel mit über 200 Darstellern, die das Publikum begeisterten.

Das Schlachtfest oder der Siegesschmaus

Die Schlacht war gewonnen, der Feind abgewehrt, da feiert man in Rüthen, wie es sich seit Generationen gehört. Ein historisches Fest in historischer Tracht hat Akteure und Gäste hungrig gemacht. Geschmückt und dekoriert war der Festplatz vom allerfeinsten, Speisen und Getränke vom aller Reinsten. Gekocht und gebacken wurd nach Omas Rezepten. Das es „ALLEN“ geschmeckt hat war den Helfern schnell klar, denn im Handumdrehen war nichts mehr da. Gefeiert wurd noch bis tief in die Nacht. So hat der Freitagabend „ALLEN“ Freude gemacht.

Die Festplätze

Samstag, 26. August 2000

6:30 Uhr:

Schon in den frühen Morgenstunden herrschte reges Treiben in der gesamten Stadt.

Sollte das bunte Treiben pünktlich um 11:00 Uhr beginnen, galt es nun
ersteinmal die Spuren vom Vorabend zu beseitigen.

Aus aller Mund war zu hören:
War das nicht toll gestern Abend?,
war doch kein Wunder bei solch schönem Wetter,
kam die Antwort.
Und wenn das Heute wieder so wird,
(und es wurde),
kann ja nichts mehr schief gehen.

7:30 Uhr:

Auf allen Festplätzen wurde gewerkelt und eingerichtet.

Sollte das Fest am Samstag um 11:00 Uhr beginnen, so leisteten tausende von Gästen schon vor Einlaß Ihren Maut, um vom vielversprechenden Treiben nichts zu verpassen.

Die große Jubiläumsdisco am Abend in der Stadthalle übertraf alle Erwartungen.

Mit einem ökumenischen Dankgottesdienst im Park des Friedrich Spee Gymnasiums begann der Sonntag um 9 Uhr 30.

Unter großem Beifall und viel Applaus schlängelte sich ein Oldie Treckerkorso mit über hundert Exponaten durch die Stadt.

Die Festplätze am Samstag und Sonntag

Die Rüthener Kindergärten hatten die Kleinsten zum Spiel und mit Darbietungen für die Großen in die Stadthalle eingeladen.

So herrschte an allen Festtagen in der gesamten Innenstadt ein buntes kostümiertes Treiben, welches seines gleichen sucht.

Klosterweg / Klostergarten

…waren so mit Leben erfüllt, als wenn in dem ehrwürdigen Gemäuer noch heute in alter Form gelebt würde.

Mönche und Nonnen versorgten hier den Gast mit nach alten Rezepten zubereiteten Speisen und Getränken.

Forstwirtschaft, Jagt, Imkerei und Kräutergarten gaben Einblick in das frühere klösterliche Leben.

Eine mittelalterlich gedeckte, von duftenden Rosen umgebene Festtafel lud mitten im Klostergarten, aufgebaut zum Festschmaus, ein.

Niedere Straße / Seilerweg / Ritterstraße / St. Johannes-Kirche

Gekonnt und mit viel Liebe zum Detail, hatten hier die Anwohner mit ihren Helfern im Schatten der Kirche historischer Fachwerkhäuser und Buden ein Museumsdorf erstellt, in dem der Betrachter in das 18. Jahrhundert zurückversetzt wurde.

Neben alten Handwerkskünsten, wie original Blaufärben, Ketten schmieden, Seile drehen und Kaffee rösten, gehörte das Land und Forstwirtschaftliche Leben zu den Attraktionen dieses Festplatzes.

Das zuvor in Handarbeit, mit alten Gerätschaften geschnittene, mit Pferd und Ackerwagen eingefahrene Getreide, wurde mit ebenso alten wie museumsreifen Maschinen ausgedroschen.

Vor der Kirche gedachte man im Schauspiel der Pest und ihrer Folgen. Die heute noch jährlich abgehaltene Lobeprozession wurde nach alten Überlieferungen dargestellt.

Die Kirche selbst war ein sakrales Museum. Wertvolle Kostbarkeiten und alte Dokumente bekundeten Rüthener Traditionen.

Hochstraße / Marktplatz / Derehamplatz / Kirchplatz St. Nikolaus

Mittel- und Ausgangspunkt allen Treibens war der Marktplatz mit einer dreistufigen Bühne, auf der an allen Tagen im ständigen Wechsel Veranstaltungen geboten wurden. Volkstanz, Ritterspiel, Musik und Gesang. Mit Pauken und Trompeten trafen die Bürger der Ortsteile hier ein. Nicht nur um das Stadtjubiläum, nein um gleichzeitig 25 Jahre Großgemeinde Rüthen zu feiern.

Die Hochstrasse erinnerte mit Ihren Verkaufsständen an die alte Rüthener Hanse.

…Rund um die Nikolauskirche und unter dem Schutz des Schutzpatrons der Stadt, dem hl. Nikolaus, hatten die Handwerker ein ganzes Dorf aufgebaut, in dem Meister und Gesellen ihre Handwerkskünste darstellten.

Ein historisches Klassenzimmer und Dokumentationen über die Rüthener Schulen bekundeten von alter Rüthener Schultradition.

Edelleute, in selbst geschneiderten Kostümen, zogen bei den Modeschauen auf den Festplätzen und in den Straßen Rüthens, nicht nur wegen der Farbenvielfalt das Augenmerk auf sich, nein, die dazugehörige mittelalterliche Begleitmusik rundete diese einmalige Darbietung ab.

Abgerundet wurde das Stadtfest nicht nur durch Darbietungen der vielen Akteure in ihren alten Kostümen, sondern durch die freiwilligen Helfer die sich uneigennützig für die Festbewirtung in den Imbißständen und Cafés zur Verfügung gestellt hatten.

Die vielen Musikanten aus der gesamten Großgemeinde, die befreundeten Musiker aus der Partnerstadt Dereham/England, die Hansesänger aus Deventer/Niederlande, die „Salut“ schiessenden Schützen aus der Partnerstadt Egeln/Sachsen-Anhalt und die Gäste des städt. Gymnasiums aus Lettland in ihrer Tracht gaben den Stadtfest eine besondere Note.

Selbst der am Nachmittag einsetzende Regen konnte viele der Besucher nicht davon abhalten, bis zum festlichen Glockengeläut, dem Schlußakt des Stadtfestes beizuwohnen.

So wird dieses Stadtfest den Rüthenern und den vielen Gästen in schöner Erinnerung bleiben.

Der gelungene Bildband: 800 JAHRE STADT RÜTHEN “ Stadtfest „
von Friedrich Vorsthoven
ist beim Herausgeber Volksbank Rüthen eG erhältlich.